Im Januar 2011 führte uns eine besondere Reise nach Frankreich – ein Besuch im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Geesthacht und Plaisir. Diese seit 1975 bestehende Verbindung ist Ausdruck gelebter europäischer Freundschaft und Verständigung. Sie ermöglicht Begegnungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern beider Städte und stärkt die Beziehungen über Grenzen hinweg.
Während unseres Aufenthalts wohnten wir in den Wohnungen unserer französischen Gastgeberfamilien in Plaisir. Die herzliche Aufnahme, das gemeinsame Essen und viele Gespräche über Alltag, Kultur und Geschichte ließen uns das französische Leben unmittelbar erfahren. Besonders schön war zu erleben, wie schnell trotz sprachlicher Unterschiede Vertrauen und Nähe entstanden – Begegnungen, die bleiben.
Besuch der Hauptstadt Paris
Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, auch die Hauptstadt Paris zu erkunden. Im Winter zeigt sich die Metropole von einer stilleren, aber besonders atmosphärischen Seite. Das klare Licht über der Seine, der Dunst über den Brücken und die leeren Boulevards verliehen der Stadt einen fast poetischen Charakter.
Wir besuchten viele berühmte Sehenswürdigkeiten: den Eiffelturm, die Avenue des Champs-Élysées, den Place de la Concorde, den Arc de Triomphe und das Viertel Montmartre mit der Basilika Sacré-Cœur, von deren Vorplatz sich ein beeindruckender Blick über die Dächer von Paris bot. Auch der Louvre und die alten Buchstände am Seineufer gehörten zu unseren Stationen.
Auf der Rückfahrt über den Flughafen Charles de Gaulle fiel uns ein besonderes technisches Denkmal ins Auge: eine original Concorde, die dort dauerhaft ausgestellt ist – ein Symbol französischer Ingenieurskunst und zugleich Erinnerung an ein Stück Luftfahrtgeschichte. Die Concorde steht für eine Ära des technischen Fortschritts und der Eleganz, aber auch für eine Tragödie: Am 25. Juli 2000 verunglückte der Air-France-Flug 4590 kurz nach dem Start vom Flughafen Paris–Charles de Gaulle bei Gonesse. Das Überschallflugzeug stürzte ab, nachdem ein Reifenteil den Tank beschädigt hatte und Kerosin auslief. Alle 109 Menschen an Bord sowie vier Personen am Boden kamen ums Leben, eine weitere Person wurde schwer verletzt. Dieses Unglück markierte das Ende einer Epoche – die Concorde wurde wenige Jahre später aus dem aktiven Dienst genommen. Dennoch bleibt sie ein faszinierendes Symbol französischer Luftfahrtgeschichte, und ihr Anblick auf dem Flughafengelände erinnerte uns daran, wie eng Fortschritt, Mut und Risiko manchmal miteinander verbunden sind.
Von Plaisir nach Versailles
Ein Höhepunkt der Reise war der gemeinsame Besuch des Schlosses Versailles, nur wenige Kilometer von Plaisir entfernt. Schon bei der Ankunft beeindruckten die Weite des Vorplatzes, das vergoldete Tor und die strenge Symmetrie der Architektur. Im Winter, wenn über den Alleen Reif liegt und kaum Besucher unterwegs sind, entfaltet Versailles eine ruhige, fast feierliche Atmosphäre.
Im Inneren des Schlosses zeigt sich die ganze Pracht der französischen Könige. Goldverzierte Türen, Fresken und Marmor bestimmen das Bild – am eindrucksvollsten in der Galerie des Glaces, der berühmten Spiegelgalerie.
Geschichte zum Anfassen – von Ludwig XIV. bis Otto von Bismarck
Am 18. Januar 1871, mitten im Deutsch-Französischen Krieg, wurde in eben jener Spiegelgalerie König Wilhelm I. von Preußen zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Otto von Bismarck hatte Versailles bewusst als Ort dieser symbolträchtigen Handlung gewählt – mitten im Zentrum französischer Macht sollte das neue Deutsche Reich entstehen.
Für Frankreich war diese Krönung im eigenen Königsschloss eine schmerzliche Demütigung, für Deutschland der Beginn einer neuen Epoche. Fast fünf Jahrzehnte später, 1919, wurde an derselben Stelle der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet – erneut ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung.
So wurde Versailles zum Ort, an dem sich europäische Geschichte auf dramatische Weise verdichtet – ein Symbol sowohl für Macht als auch für Wandel.
Versailles im Wandel der Zeit
Im winterlichen Park zeigte sich die Strenge und Geometrie der Anlage besonders deutlich. Der Gartenarchitekt André Le Nôtre schuf mit seinen Sichtachsen, Becken und Hecken ein Meisterwerk französischer Gartenkunst – Ausdruck von Ordnung und königlicher Kontrolle über die Natur.
Aus einem kleinen Jagdschloss Ludwigs XIII. entstand unter Ludwig XIV., dem „Sonnenkönig“, eines der größten Machtzentren Europas. Seit 1979 gehört Schloss und Park zum UNESCO-Weltkulturerbe, und mit dem Restaurierungsprojekt „Le Grand Versailles“ wird dieser Ort bis heute gepflegt und erhalten.
Begegnungen in Plaisir – gelebte Partnerschaft
Nach dem Besuch in Versailles kehrten wir nach Plaisir zurück. Dort verbrachten wir gesellige Abende mit unseren Gastgeberfamilien, probierten regionale Spezialitäten und tauschten uns über das Leben in unseren Städten aus. Diese Begegnungen machten die Städtepartnerschaft lebendig und ließen uns spüren, dass aus formalen Vereinbarungen echte Freundschaften entstehen können.
Fazit: Der Besuch in Plaisir, Paris und Versailles im Januar 2011 war eine Reise voller Eindrücke – geschichtlich, kulturell und menschlich. Wir erlebten Frankreich im Winter, sahen die Eleganz von Paris, den Glanz von Versailles und die Spuren der Technikgeschichte am Flughafen Charles de Gaulle. Der Anblick der Concorde, einst Symbol des Fortschritts und heute Mahnmal einer Tragödie, erinnerte uns daran, wie eng Aufbruch und Risiko verbunden sind. Ebenso zeigt die Städtepartnerschaft zwischen Geesthacht und Plaisir, wie aus früheren Gegensätzen Verständnis und Freundschaft entstehen können. Europa lebt durch Begegnung – und Geschichte bleibt dann lebendig, wenn Menschen sie gemeinsam erleben.










