Ratzeburg

Bewertung: 4 von 5.

Ein Ausflug nach Ratzeburg lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Während im Sommer Touristen und Wassersportler das Stadtbild prägen, entfaltet die Inselstadt im Winter eine ganz eigene Stimmung: still, klar und fast ein wenig geheimnisvoll. Im Februar 2023 nutzte ich die Gelegenheit, die Ruhe am Ratzeburger See zu genießen und im traditionsreichen Seehof einzukehren.


Erste Eindrücke – Ankunft in der Inselstadt

Schon die Anfahrt nach Ratzeburg ist ein Erlebnis. Die Stadt liegt malerisch im Naturpark Lauenburgische Seenplatte und ist beinahe vollständig von Wasser umgeben. Auf einer Insel zwischen Domsee, Küchensee, Kleinem Küchensee und dem großen Ratzeburger See gelegen, bietet sie eindrucksvolle Ausblicke in alle Richtungen. Bereits beim Überqueren der Dämme, die in die Innenstadt führen, zeigt sich der weite See – im Winter wie eine glitzernde, von Eis gesäumte Fläche, über der Möwen ihre Kreise ziehen.


Spaziergang entlang der Promenade

Mein Rundgang begann an der Uferpromenade in unmittelbarer Nähe des Seehofs. Obwohl der Februar kühl und windig war, lohnt sich ein Spaziergang unbedingt. Der See lag still, die Wasseroberfläche wirkte stellenweise fast metallisch und reflektierte den grauen Winterhimmel. Am Ufer raschelte das Schilf im Wind, und nur vereinzelt waren Spaziergänger mit dicken Jacken und Mützen unterwegs.

Die Ruhe machte den Reiz aus: Keine Boote, keine sommerlichen Stimmen, sondern nur Naturgeräusche – Wind, Wasservögel, das leise Klirren dünner Eisschollen am Rand. Von hier aus führt der Weg weiter in Richtung Dominsel. Der Ratzeburger Dom, eine der bedeutendsten Backsteingotik-Bauten Norddeutschlands, erhob sich im Winterlicht eindrucksvoll und wirkte fast erhaben über der stillen Landschaft.


Aufwärmen im Seehof

Nach einer knappen Stunde an der frischen Luft war es Zeit für eine Pause. Direkt am Ufer liegt der Seehof, ein traditionsreiches Hotel mit Restaurant, das seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Häusern Ratzeburgs zählt. Von hier aus blickt man durch große Fensterfronten direkt auf den See – ein idealer Ort, um sich bei Kaffee oder Tee aufzuwärmen.

Der Kontrast war bemerkenswert: draußen die kühle, klare Winterwelt, drinnen Wärme, Holz und ein angenehmes Ambiente. Besonders im Februar ist der Seehof ein guter Rückzugsort, um die Eindrücke des Spaziergangs nachwirken zu lassen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, findet hier auch die Möglichkeit zu übernachten – mit Seeblick ein echtes Erlebnis.


Weiterer Rundgang & kleine Beobachtungen

Nach der Pause führte mein Weg noch ein Stück weiter entlang der Uferlinie. Trotz der winterlichen Farben – Grau, Beige, Dunkelgrün – strahlte die Landschaft eine besondere Ruhe aus. Immer wieder tauchten Wasservögel auf, die sich am Ufer sammelten. An windgeschützten Stellen war der See fast spiegelglatt, was besonders für Fotos reizvoll war.

Wer den Rundgang ausdehnen möchte, kann über die Schlosswiese in Richtung Stadtkern schlendern oder die Insel fast vollständig umrunden. Für diese längeren Wege empfiehlt sich im Februar festes Schuhwerk und mehr Zeit, da die Witterung die Wege stellenweise rutschig machen kann.


Hintergrund zum Ratzeburger See

Mit einer Fläche von rund 16 km² ist der Ratzeburger See einer der größten Seen Schleswig-Holsteins. Er ist glazialen Ursprungs und entstand während der letzten Eiszeit. Der See bietet Lebensraum für viele Fisch- und Vogelarten und ist im Sommer ein Paradies für Segler, Ruderer und Badegäste. Im Winter zeigt er dagegen seine stille Seite – eine Zeit, in der man die Natur besonders intensiv wahrnimmt.

Die Stadt Ratzeburg selbst blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der bereits 1160 geweihte Ratzeburger Dom prägt bis heute das Stadtbild. Die Insellage hat Ratzeburg im Laufe der Jahrhunderte zu einem einzigartigen Ort gemacht, der Kultur, Natur und Erholung auf besondere Weise verbindet.


Praktische Tipps für einen Winterbesuch

  • Bekleidung: Am Wasser ist es im Februar besonders frisch, daher sind Mütze, Handschuhe und eine winddichte Jacke Pflicht.
  • Verpflegung: Der Seehof ist eine ausgezeichnete Adresse zum Einkehren. Wer es rustikaler mag, findet in der Altstadt kleine Cafés.
  • Fotomotive: Besonders am Nachmittag, wenn die Sonne tief steht, entstehen faszinierende Lichtspiele auf dem Wasser.
  • Kombination: Ein Abstecher in die Altstadt oder ein Besuch des Doms rundet den Winterausflug ab.

Fazit: Ratzeburg im Februar mag nicht auf den ersten Blick ein klassisches Ausflugsziel sein. Doch gerade die Stille und die klare Atmosphäre machen den Reiz aus. Ein Spaziergang am Ratzeburger See, ein wärmender Stopp im Seehof und der Blick auf die Inselstadt hinterlassen bleibende Eindrücke. Dieser Besuch hat gezeigt: Auch in den stillen Monaten lohnt es sich, den See aufzusuchen – vielleicht gerade dann.

Hinterlasse einen Kommentar