Sven Minge: Erinnerung zur Corona-Pandemie

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Das Jahr 2020 wird als eine Zeit in Erinnerung bleiben, die alles veränderte. Mit dem Ausbruch des Coronavirus Anfang des Jahres wurde das öffentliche Leben weltweit auf den Kopf gestellt. Auch in Schleswig-Holstein brachte die Pandemie weitreichende Einschränkungen mit sich – besonders für die Freiwilligen Feuerwehren, die plötzlich vor völlig neuen Herausforderungen standen.

Die akute Phase der Corona-Pandemie dauerte in Deutschland von März 2020 bis Frühjahr 2023. In dieser Zeit wechselten sich mehrere Infektionswellen, Lockdowns und Lockerungsphasen ab. Erst im April 2023 wurden die letzten bundesweiten Schutzmaßnahmen aufgehoben – ein Zeitraum von mehr als drei Jahren, der Spuren in allen Lebensbereichen hinterließ.

Massive Einschränkungen im Feuerwehrdienst

Von einem Tag auf den anderen mussten Übungsdienste, Lehrgänge und Veranstaltungen abgesagt werden. Selbst kameradschaftliche Treffen, Jahreshauptversammlungen und Ausbildungseinheiten waren über Monate hinweg nicht möglich. Einsätze durften nur noch unter strengen Hygieneregeln gefahren werden – mit Maskenpflicht, festen Fahrzeugbesetzungen und möglichst wenig persönlichem Kontakt.
Diese Einschränkungen trafen die Freiwilligen Feuerwehren im ganzen Land hart, denn sie leben vom Miteinander, der Ausbildung und dem Teamgeist. Plötzlich mussten Abläufe völlig neu gedacht werden.

Kommunikation und Koordination im Krisenmodus

Als hauptamtlicher Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbandes Herzogtum Lauenburg stand ich 2020 täglich vor der Aufgabe, die Feuerwehren im Kreis mit aktuellen Informationen, Hygienekonzepten und landesweiten Vorgaben zu versorgen.
Fast täglich gingen Mitteilungen des Innenministeriums Schleswig-Holstein und des Bundes ein, die neue Regeln, Schutzmaßnahmen und die jeweils aktuellen Inzidenzwerte enthielten. Diese Informationen mussten schnell ausgewertet, zusammengefasst und an die Feuerwehren weitergegeben werden – oft noch am selben Tag. Die ständige Anpassung an neue Lagen, sich ändernde Rechtsgrundlagen und kurzfristige Entscheidungen war eine enorme organisatorische und kommunikative Herausforderung. Der Austausch mit Kreiswehrführung, Verwaltung und den Wehren im Land war dabei intensiver als je zuvor und erforderte höchste Aufmerksamkeit und Flexibilität.

Wiederaufnahme des Ausbildungsbetriebs mit strengen Auflagen

Mit den ersten Lockerungen im Jahr 2021 konnte auch die Ausbildung an der Feuerwehrtechnischen Zentrale schrittweise wieder aufgenommen werden – allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Regelmäßige Corona-Tests der Kameradinnen und Kameraden wurden zur Voraussetzung für die Teilnahme an Lehrgängen und Übungen. Die Organisation dieser Testungen erforderte einen erheblichen zusätzlichen Aufwand, wurde jedoch von allen Beteiligten mit großem Verantwortungsbewusstsein umgesetzt. So konnte der Ausbildungsbetrieb – wenn auch eingeschränkt – wieder anlaufen und wichtige Fortbildungen im Bereich Brand- und Katastrophenschutz gesichert werden.

Auch die Impfkampagne trug dazu bei, den Dienstalltag zu stabilisieren. Ich selbst erhielt im Verlauf der Pandemie drei Corona-Impfungen, die – wie bei vielen Einsatzkräften – als wichtiger Schutz und Zeichen der Verantwortung gesehen wurden. Die dritte Impfung hat mich gesundheitlich allerdings etwas mitgenommen, was mir noch einmal vor Augen führte, wie sehr Körper und Geist in dieser langen Krisenzeit gefordert waren.

Private Einschränkungen und neue Prioritäten

Auch privat war das Jahr 2020 von massiven Einschränkungen geprägt. Gewohnte Treffen mit Freunden und der Familie waren über lange Zeit nicht möglich, Reisen mussten abgesagt werden, und selbst einfache Dinge wie ein Restaurantbesuch oder ein Spaziergang mit mehreren Personen wurden zur Seltenheit.
Diese Zeit zeigte eindrücklich, wie selbstverständlich vieles zuvor gewesen war – und wie wichtig persönliche Begegnungen und gemeinsames Erleben sind. Gleichzeitig bot sie Gelegenheit, das eigene Umfeld bewusster wahrzunehmen und kleine Momente des Alltags mehr zu schätzen.

Zwischen Verantwortung und Einsatz

Neben meiner hauptamtlichen Tätigkeit blieb ich weiterhin ehrenamtlich aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Geesthacht. Diese Doppelrolle machte die Zeit besonders intensiv: Einerseits galt es, organisatorisch die Feuerwehren des gesamten Kreises durch die Pandemie zu führen, andererseits auch im eigenen Zug den geänderten Dienst- und Einsatzalltag mitzuerleben. Diese Perspektive aus beiden Ebenen – Verwaltung und Praxis – war prägend und verdeutlichte, wie wichtig klare Strukturen, Kommunikation und gegenseitige Rücksichtnahme in dieser Ausnahmesituation waren.

Zusammenhalt und neue Wege

Trotz aller Herausforderungen blieb die Feuerwehrgemeinschaft im Kreis fest verbunden. Viele Wehren nutzten digitale Wege, um in Kontakt zu bleiben, Schulungen online durchzuführen oder wichtige Informationen zu teilen. Auch der gegenseitige Rückhalt unter den Mitgliedern war deutlich spürbar.
Zudem wurde klar, welch unverzichtbare Rolle die Feuerwehren auch in Krisenzeiten für die öffentliche Sicherheit spielen.

Fazit: Die Corona-Pandemie war eine beispiellose Herausforderung – auch und gerade für die Freiwilligen Feuerwehren in Schleswig-Holstein. Sie verlangte viel Disziplin, Anpassungsfähigkeit und Zusammenhalt über mehr als drei Jahre hinweg.
Als Geschäftsführer und aktives Mitglied der Feuerwehr erlebte ich diese Zeit als Balanceakt zwischen Schutz der Einsatzkräfte, Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und dem ständigen Informationsfluss. Und auch persönlich war es eine Zeit der Entbehrungen, aber auch der Besinnung auf das Wesentliche.
Rückblickend bleibt die Erkenntnis, dass Zusammenhalt, Rücksicht und Verantwortung die stärksten Werkzeuge sind – im Einsatz ebenso wie im Leben.

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