Im November 2024 führte uns ein gemeinsamer Ausflug nach Essen zum UNESCO-Welterbe Zollverein. Schon bei der Ankunft beeindruckte uns die Größe und klare Struktur der Anlage. Das berühmte Doppelbock-Fördergerüst von Schacht XII erhebt sich markant in den Himmel – ein Bauwerk, das längst zum Symbol des Ruhrgebiets geworden ist.
Ein architektonisches Meisterwerk
Die Zeche Zollverein wurde zwischen 1928 und 1932 nach Plänen der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer errichtet. Sie setzten ganz auf die Formensprache der Neuen Sachlichkeit: streng, klar und funktional, zugleich aber von einer erstaunlichen Eleganz. Durch diese konsequente Gestaltung gilt Schacht XII bis heute als „schönste Zeche der Welt“. 2001 wurde das gesamte Areal – mit Schachtanlagen, Kokerei, Bahnanlagen und Arbeitersiedlungen – als „Zollverein Coal Mine Industrial Complex“ von der UNESCO zum Welterbe erklärt.
Auftakt über die orange Rolltreppe
Unser Besuch begann spektakulär: Über die weithin leuchtende, orangefarbene Rolltreppe gelangten wir hinauf in die ehemalige Kohlenwäsche. Der Aufstieg wirkt fast wie eine Inszenierung – mitten im Stahl- und Betongerüst taucht man in ein warmes Licht, das neugierig auf mehr macht. Oben befinden sich heute das Besucherzentrum, ein Café sowie der Zugang zu den Ausstellungen.
Das Ruhr Museum – Schichten der Region
Besonders beeindruckend war das Ruhr Museum, das seit 2010 in der Kohlenwäsche beheimatet ist. Hier wird die gesamte Geschichte der Region erzählt – von den geologischen Ursprüngen und Steinkohleflözen über die Industrialisierung bis zur heutigen Metropole Ruhr. Multimediale Präsentationen und originale Exponate machen deutlich, wie eng Natur, Kultur und Arbeit miteinander verwoben sind.
Design trifft Industrie
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Red Dot Design Museum, das im ehemaligen Kesselhaus untergebracht ist. In der rauen Industriehülle präsentieren sich hier ausgezeichnete Produktentwürfe aus aller Welt. Der Kontrast zwischen alter Industriearchitektur und modernem Design ist faszinierend und zeigt eindrucksvoll, wie sich das Areal neu erfunden hat.
Rundgang durch die Kokerei
Draußen auf dem weitläufigen Gelände konnten wir die Dimensionen erst richtig erfassen: kilometerlange Bandbrücken, mächtige Hallen und die beeindruckende Kokerei. Diese war einst die größte ihrer Art in Europa und produzierte bis 1993 Koks für die Stahlindustrie. Heute dient sie als Ort für Veranstaltungen, Kulturprojekte und in der Wintersaison als Kulisse für die bekannte Zollverein-Eisbahn. Im November liefen die Vorbereitungen bereits, offiziell öffnet sie jedoch traditionell erst im Dezember.
Vom Industriestandort zum Kulturort
Zollverein steht sinnbildlich für den Wandel des Ruhrgebiets. Wo früher Tausende Kumpel unter Tage schufteten, finden heute Konzerte, Ausstellungen und Festivals statt. Das 100 Hektar große Gelände ist nicht nur ein Denkmal der Montanindustrie, sondern auch ein lebendiger Kultur- und Kreativstandort.
Eindrücke im Spätherbst
Der späte Herbst gab dem Besuch eine ganz eigene Atmosphäre. Die klare Luft, lange Schatten und das ruhige Ambiente ließen Zeit, die Details der Architektur und die Weite des Geländes auf sich wirken zu lassen. Anders als in den Sommermonaten war es weniger belebt, was dem Rundgang eine fast kontemplative Note gab.
Fazit: Der Besuch auf Zollverein im November 2024 war für uns gleichermaßen eindrucksvoll wie lehrreich. Zwischen Industriegeschichte, moderner Architektur, Design-Ausstellungen und stiller Herbststimmung wurde deutlich, warum dieser Ort zu den wichtigsten Kulturstätten Deutschlands zählt. Zollverein zeigt, wie sich eine Region wandeln und neu erfinden kann – von harter Schwerindustrie zu einem Ort der Begegnung, Kreativität und Erinnerung.












