Friedhof Hamburg Ohlsdorf

Bewertung: 4 von 5.

Der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg gilt als der größte Parkfriedhof der Welt und ist zugleich ein Kulturdenkmal von internationalem Rang. An einem klaren Februartag 2025 zeigt sich das fast 400 Hektar große Areal in stiller Schönheit. Die kahlen Baumkronen geben den Blick frei auf Sichtachsen, Skulpturen und Mausoleen, die im Sommer oft hinter dichtem Grün verborgen bleiben. In dieser Jahreszeit herrscht besondere Ruhe – nur wenige Spaziergänger und Radfahrer sind unterwegs, sodass man die Weitläufigkeit und Stille intensiver wahrnimmt.

Geschichte und Bedeutung

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1877 verfolgt Ohlsdorf ein einzigartiges Konzept: nicht allein Ruhestätte, sondern zugleich Landschaftspark für alle Konfessionen zu sein. Der Architekt Wilhelm Cordes schuf die ersten großzügigen Anlagen mit Alleen, Teichen und Kapellen. In den folgenden Jahrzehnten erweiterten Landschaftsplaner wie Otto Linne das Gelände und gaben ihm teilweise strengere geometrische Strukturen. Heute ist Ohlsdorf mit mehr als 1,4 Millionen Bestattungen nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein grünes Archiv Hamburger Stadtgeschichte.

Winterliche Eindrücke

Im Februar ruht die Natur: kahle Äste zeichnen Muster in den Himmel, gefrorene Teiche spiegeln das Licht, und der Wind weht kalt durch die langen Alleen. Gerade diese Kargheit verleiht den historischen Grabstätten besondere Präsenz. Mausoleen von Hamburger Kaufmannsfamilien wirken fast wie kleine Tempel, während moderne Urnenfelder oder Themengärten stille Kontraste setzen. Wer aufmerksam durch die Wege wandert, entdeckt Inschriften, die von Schicksalen, Hoffnungen und Lebenswerken erzählen.

Prominente Persönlichkeiten auf Ohlsdorf

Der Friedhof ist zugleich ein „Who is Who“ Hamburger Geschichte. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport fanden hier ihre letzte Ruhe:

  • Helmut Schmidt (1918–2015) – der ehemalige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, ruhend an der Seite seiner Frau Loki Schmidt.
  • Ida Ehre (1900–1989) – Schauspielerin und Intendantin des Hamburger Schauspielhauses, die nach 1945 die Theaterkultur entscheidend prägte.
  • Gustav Gründgens (1899–1963) – einer der bekanntesten deutschen Schauspieler und Regisseure.
  • Hans Albers (1891–1960) – legendärer Schauspieler und Sänger, Hamburger Ikone und „blonder Hans“.
  • Inge Meysel (1910–2004) – die „Mutter der Nation“ aus zahlreichen Fernsehrollen.
  • Gustav Oelsner (1879–1956) – Architekt und Stadtplaner, bekannt für seine Bauten im Hamburger Westen.
  • Rudolf Ross (1872–1951) – Zweiter Bürgermeister von Hamburg in der Weimarer Republik.
  • Carl Hagenbeck (1844–1913) – Gründer des weltberühmten Tierparks Hagenbeck.
  • Heinz Erhardt (1909–1979) – beliebter Komiker, Schauspieler und Musiker, dessen Humor Generationen begeisterte.
  • Carl Christiansen (1909–1997) – Boxer, Deutscher Meister und Hamburger Sportlegende.
  • Ida Boy-Ed (1852–1928) – Schriftstellerin, die Hamburgs Literaturleben mitprägte.

Daneben finden sich Ehrenfelder für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sowie Soldatenfriedhöfe. Diese Bereiche machen Ohlsdorf auch zu einem wichtigen Erinnerungsort für die deutsche und europäische Geschichte.

Kapellen und Mausoleen

Noch heute prägen die Kapellen die Wegeachsen. Elf der ursprünglich zwölf Kapellen sind erhalten; sie dienen als Andachts- und Abschiedsräume. Beeindruckend sind zudem die rund 20 Mausoleen, die Familien wie die Reemtsmas oder Amsincks errichten ließen – steinerne Denkmäler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung.

Besuch im Februar 2025

Wer im Winter Ohlsdorf besucht, sollte sich Zeit nehmen und feste Schuhe tragen. Die Wege können glatt sein, die Distanzen sind groß – das Gelände entspricht fast der Fläche der Hamburger Innenstadt. Fahrräder sind erlaubt und sogar erwünscht, da sich viele Sehenswürdigkeiten sonst kaum an einem Tag erreichen lassen.

Die Anfahrt gelingt bequem mit der U1 oder S1/S11 bis Bahnhof Ohlsdorf. Von dort sind es nur wenige Minuten bis zum Haupteingang an der Fuhlsbüttler Straße. Auch mehrere Buslinien erschließen das Areal.

Fazit: Ein Rundgang im Februar 2025 zeigt: Ohlsdorf ist weit mehr als ein Friedhof. Er ist ein Park, ein Geschichtsbuch und ein Kunstmuseum unter freiem Himmel. Wer sich auf die winterliche Stille einlässt, erlebt einen Ort von einzigartiger Würde. Die Gräber prominenter Persönlichkeiten machen den Friedhof zudem zu einem Erinnerungsort für ganz Deutschland – ein Platz, an dem Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise miteinander verbunden sind.

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