Ein grauer, windiger Oktobertag mit Regenschauern begleitete unseren gemeinsamen Besuch der Sonderausstellung „Mythos Superhelden – Von Herakles zu Superman“ im Archäologischen Museum Hamburg (AMH) in Harburg. Das herbstliche Wetter, das über den Harburger Rathausplatz hinwegzog, bildete einen eindrucksvollen Kontrast zur farbenfrohen, lebendigen Welt, die uns im Inneren des Museums erwartete. Schon beim Betreten des Gebäudes war der Übergang spürbar: draußen Regen und Wind, drinnen Mythen, Götter und moderne Superhelden – eine perfekte Kulisse für eine Reise durch Jahrtausende von Heldengeschichten.
Von Herakles bis Superman – eine Zeitreise der Helden
Die Sonderausstellung, die im Oktober 2025 eröffnet wurde und bis zum Frühjahr 2026 läuft, widmet sich einem spannenden Thema: der Verbindung zwischen antiken Mythen und modernen Comic-Helden. Schon der Titel verrät, dass hier scheinbar weit voneinander entfernte Welten miteinander in Beziehung gesetzt werden.
In thematisch gegliederten Bereichen werden Figuren der Antike – etwa Herakles, Perseus oder die Amazonen – ihren modernen Nachfahren gegenübergestellt: Superman, Batman, Wonder Woman oder Spider-Man. Dabei geht es nicht nur um äußere Parallelen, sondern auch um Werte, Ideale und Erzählmuster, die sich über Jahrtausende hinweg erstaunlich ähnlich geblieben sind. Mut, Gerechtigkeit, Übermenschlichkeit, Opferbereitschaft – Themen, die schon die griechischen Götter beschäftigten und heute die Kinoleinwände füllen.
Archäologie trifft Popkultur
Das Archäologische Museum Hamburg ist eigentlich bekannt für Funde aus der Frühgeschichte Norddeutschlands. Umso spannender war es, hier eine Ausstellung zu erleben, die antike Artefakte mit modernen Comic-Klassikern verbindet.
Zwischen alten Statuetten, Reliefs und Münzen stehen Comic-Hefte, Figuren und großformatige Plakate. Antike Heldensagen werden auf Wandtafeln mit Comic-Panels kombiniert. Dabei zeigt sich, dass selbst die spektakulärsten Superhelden unserer Zeit oft direkte Bezüge zu jahrtausendealten Erzählungen aufweisen.
So erinnert der unbesiegbare Herakles an Superman, der zwischen menschlicher Schwäche und göttlicher Stärke steht. Die kämpferischen Amazonen, die sich gegen männliche Vorherrschaft behaupteten, finden ihr modernes Echo in Wonder Woman. Und wie Perseus die Gorgone besiegt, so tritt auch Batman in dunklen Nächten gegen das Böse an.
Moderne Deutungen und aktuelle Themen
Besonders beeindruckend war der Bereich, in dem zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler das Superhelden-Motiv neu interpretieren. Hier werden moderne Fragen nach Identität, Verantwortung und Umwelt mit dem Mythos des „Retters der Welt“ verbunden.
Eine KI-installative Arbeit der Künstlerin Swaantje Güntzel zeigt etwa „Superheldinnen im Kampf gegen Weltraumschrott“ – eine Metapher für den heutigen Umgang mit Ressourcen und Umweltverschmutzung. Der Bogen zwischen Antike und Gegenwart wird dadurch auf kreative Weise geschlossen.
Atmosphäre, Gestaltung und Eindrücke
Die Ausstellung ist in kräftigen Farben gestaltet – Gelb, Rot und Blau erinnern an klassische Comic-Cover – und lädt zum Entdecken ein. Infotafeln, Projektionen und kurze Filmsequenzen sorgen dafür, dass die Themen auch für jüngere Besucher verständlich bleiben.
Besonders positiv fiel uns die klare Struktur auf: Jeder Raum beleuchtet einen anderen Aspekt des Heldentums – von „Ursprung & Mythos“ über „Kräfte & Schwächen“ bis hin zu „Helden unserer Zeit“. Dabei gelingt es dem Museum, den Spagat zwischen wissenschaftlicher Fundiertheit und unterhaltsamer Vermittlung zu meistern.
Trotz des ungemütlichen Wetters draußen herrschte im Museum reges Treiben. Viele Besucher nutzten den regnerischen Sonntag, um sich in die Welt der Helden zu begeben. Zwischen tropfenden Jacken und aufgespannten Schirmen im Eingangsbereich hörte man immer wieder begeisterte Kommentare – besonders Kinder zeigten großes Interesse an den Comic-Figuren und ihren antiken Vorbildern.
Praktische Informationen
- Ort: Archäologisches Museum Hamburg (AMH), Museumsplatz 2 / Harburger Rathausplatz 5, 21073 Hamburg
- Zeitraum der Ausstellung: 22. Oktober 2025 bis 26. April 2026
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00–17:00 Uhr (montags geschlossen)
- Eintritt: Erwachsene 8 €, ermäßigt 5 €, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei
- Erreichbarkeit: S-Bahn-Linien S3/S31 bis Harburg Rathaus, Ausgang Knoopstraße
Fazit: Der Besuch im AMH war eine gelungene Mischung aus Wissen, Unterhaltung und Inspiration. „Mythos Superhelden – Von Herakles zu Superman“ zeigt eindrucksvoll, dass Heldenfiguren nicht nur unterhaltsam sind, sondern Spiegelbilder ihrer Zeit – ob in der Antike oder im 21. Jahrhundert. Das herbstlich-stürmische Wetter trug dabei fast symbolisch zum Gesamterlebnis bei: Draußen kämpfte der Wind gegen den Regen, drinnen kämpften Herakles, Superman und ihre Gefährten gegen Unrecht, Chaos und das Böse. Eine Ausstellung, die Mut macht – und zeigt, dass Heldentum viele Gesichter hat.










