Am Vormittag des 31. Oktober 2025 stand für uns ein ganz besonderer Museumsbesuch auf dem Programm. Im Rahmen der beliebten Hamburger Kulturaktion #seeforfree – bei der jedes Jahr über 50 Museen, Ausstellungshäuser und Galerien in der Hansestadt freien Eintritt gewähren – nutzten wir die Gelegenheit, das Film- und Fernsehmuseum Hamburg e. V. kennenzulernen.
Unser Besuch begann gegen 11:00 Uhr auf dem Mediencampus Finkenau im Stadtteil Uhlenhorst. Zwischen historischen Backsteinbauten und modernen Hochschulgebäuden befindet sich hier der Sitz des Vereins, der sich seit Jahrzehnten mit der Bewahrung und Dokumentation der Film- und Fernsehgeschichte Hamburgs beschäftigt. Schon der Ort selbst – das ehemalige Frauensanatorium Finkenau, heute Standort der HAW Hamburg und der Hamburg Media School – ist eng mit der Medienwelt verbunden.
Zwischen Filmrollen, Scheinwerfern und Erinnerungen
Bereits beim Betreten der Räumlichkeiten wurde klar: Dies ist kein klassisches Museum mit Ausstellungshallen, Infotafeln und Kassenbereich. Vielmehr fühlt es sich an wie eine Mischung aus Archiv, Werkstatt und Schatzkammer.
Überall stapeln sich alte Fernsehkameras, Filmprojektoren, Bandmaschinen, Plakate, Drehbücher und Lichttische – sorgsam sortiert, aber voller Leben. Der Geruch von Zelluloid und altem Papier liegt in der Luft, während sich Vereinsmitglieder liebevoll um die Pflege und Sichtung der historischen Geräte kümmern.
Während der Führung erzählten sie uns, wie sie immer wieder Nachlässe von Filmschaffenden, Requisiten aus Hamburger Studios und technische Geräte aus alten TV-Produktionen übernehmen. Ein Teil stammt aus den Werkstätten von Studio Hamburg oder aus den Archiven des NDR. Hier wird alles gesammelt, was Hamburgs filmisches Gedächtnis lebendig hält – von alten Werbefilmen über Fernsehproduktionen bis hin zu privaten Filmaufnahmen.
Ein Verein mit Leidenschaft und Vision
Der Film- und Fernsehmuseum Hamburg e. V. wurde bereits in den 1990er-Jahren gegründet. Ziel war und ist es, die reiche Mediengeschichte Hamburgs zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Viele wissen gar nicht, dass Hamburg über Jahrzehnte ein bedeutender Standort der deutschen Film- und Fernsehproduktion war: Zahlreiche Kinofilme, Fernsehserien und Werbespots wurden hier produziert – oft in Kooperation mit Studio Hamburg, Real-Film, CAMERA-Film oder kleineren Produktionsfirmen in Altona, Wandsbek und Lokstedt.
Der Verein arbeitet ehrenamtlich, archiviert die Sammlungsbestände und beteiligt sich regelmäßig an Ausstellungen, Filmfestivals und eben auch an Aktionen wie #seeforfree. Ein eigenes öffentliches Museum gibt es derzeit noch nicht, doch langfristig soll ein solches entstehen – mit Platz für eine Dauerausstellung, interaktive Medienstationen und Bildungsangebote für Schulen.
Der Bunker unter der Finkenau
Besonders eindrucksvoll war der Blick in das Archiv- und Lagermagazin, das sich in einem ehemaligen Bunker unterhalb des Mediencampus befindet.
Dort lagern tausende Exponate: Filmkameras aus den 1950er-Jahren, Tonbandgeräte, Studiotechnik, Werbeplakate, Drehbücher, Filmrollen und Produktionsunterlagen – teils in Kisten, teils schon katalogisiert. Der Bunker bietet ideale Bedingungen, um empfindliches Material sicher und klimatisch stabil aufzubewahren.
Die Vereinsmitglieder erklärten, dass die Archivierung oft mühsam ist, da viele Geräte und Filme zunächst restauriert oder digitalisiert werden müssen. Doch die Begeisterung für das, was Hamburgs Filmkultur ausmacht, war bei jedem Satz zu spüren.
Hamburg als Filmstadt
Hamburg war schon immer mehr als nur ein Fernsehstandort – die Stadt war Kulisse, Produktionsort und Inspirationsquelle zugleich. Serien wie „Großstadtrevier“, Filme wie „Absolute Giganten“ oder die legendären NDR-Tatorte prägen bis heute das Bild der Hansestadt im Fernsehen. Der Verein sieht es als seine Aufgabe, diese Spuren zu bewahren und sichtbar zu machen – für Forschung, Bildung und interessierte Besucher*innen gleichermaßen.
Die enge Zusammenarbeit mit Studio Hamburg, der HAW, dem NDR und der Hamburg Media School trägt dazu bei, dass die Geschichte nicht nur archiviert, sondern auch weitererzählt wird.
Fazit: Der Besuch beim Film- und Fernsehmuseum Hamburg e. V. war ein echtes Highlight des Aktionstags #seeforfree. Statt klassischer Ausstellungen erlebten wir einen Blick hinter die Kulissen – dorthin, wo Geschichte bewahrt wird, bevor sie präsentiert werden kann. Das Museum ist derzeit ein Archiv in Bewegung, getragen von Idealismus, Fachwissen und der Leidenschaft für Hamburgs Medienwelt. Wer sich für alte Fernsehtechnik, die Geschichte des NDR, Filmklassiker aus Hamburg oder einfach für die Entwicklung der Medien interessiert, sollte unbedingt einen Besuch ins Auge fassen – idealerweise nach Voranmeldung oder im Rahmen von Sonderaktionen wie #seeforfree oder der Langen Nacht der Museen. Es war ein spannender, lehrreicher Vormittag, der gezeigt hat, wie viel kulturelles Erbe in Hamburgs Archiven schlummert – und dass es engagierte Menschen braucht, um dieses Erbe lebendig zu halten.
Tipp:
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf der offiziellen Seite des Vereins:
👉 http://www.filmundfernsehmuseum-hamburg.de











