Am Abend des 2. November 2025 führte uns der Weg ins traditionsreiche Savoy Filmtheater an der Steindamm in Hamburg. Schon beim Betreten des Foyers war klar, dass es kein gewöhnlicher Kinobesuch werden würde – schwarze Kleidung, Band-Shirts, gespannte Gesichter. Es lag diese ganz eigene Mischung aus Vorfreude, Nostalgie und leiser Ehrfurcht in der Luft, wie sie nur Depeche-Mode-Fans kennen.
Das Savoy war an diesem Abend nahezu ausverkauft. Der große Saal, die bequemen Sitze und die hervorragende Tonqualität machten sofort Lust auf einen Film, der Musik nicht nur abbildet, sondern fühlbar macht. Statt Popcorn-Kino erwartete uns ein echtes audiovisuelles Erlebnis.
Depeche Mode und das Vermächtnis von Memento Mori
Der Film „Depeche Mode: M“ ist weit mehr als eine klassische Konzertaufzeichnung. Er zeigt nicht einfach nur Songs und Lichter, sondern vermittelt eine emotionale Reise – eine filmische Reflexion über Vergänglichkeit, Erinnerung und die Kraft der Musik.
Regisseur Fernando Frías de la Parra, bekannt für seine atmosphärischen und visuell eindringlichen Arbeiten, begleitet Dave Gahan und Martin Gore auf den drei legendären „Memento Mori“-Tour-Konzerten im Foro Sol in Mexiko-Stadt. Diese Shows im Jahr 2023 waren nicht nur musikalische Highlights, sondern auch ein Abschied von Bandmitglied Andy Fletcher, der 2022 verstorben war.
Der Titel „M“ spielt dabei sowohl auf Memento Mori („Gedenke des Todes“) als auch auf das Motiv des Erinnerns an – ein zentrales Thema des Films. Frías verknüpft Konzertaufnahmen mit künstlerischen Szenen, inspiriert von der mexikanischen Totenkultur: Symbolische Masken, Lichter, Blumen und Menschen, die Musik als spirituelle Verbindung begreifen.
Das Kinoerlebnis im Savoy
Sobald die ersten Klänge von „My Cosmos Is Mine“ erklangen, war das Savoy in seinen Bann gezogen. Die Projektion war gestochen scharf, der Sound kristallklar – und vor allem druckvoll. Die Bässe ließen die Sitze leicht vibrieren, und dennoch blieb jedes Detail im Raumklang spürbar.
Das Publikum war durchaus älter – viele Besucherinnen und Besucher schienen Depeche Mode schon seit den 1980er-Jahren zu begleiten. Der Film wirkte wie eine Zeitmaschine: mit jeder Projektion alter Tourbilder und jedem vertrauten Song wurden Erinnerungen an Jugendzeiten wach, an Plattenspieler, Kassetten, erste Konzerte und die schwarz-weiße Ästhetik einer ganzen Generation.
Kaum jemand griff zum Handy, kein Rascheln, kein Flüstern – nur konzentriertes Eintauchen. Bei Klassikern wie „Enjoy the Silence“, „Walking in My Shoes“ und „Personal Jesus“ war Gänsehaut garantiert. Gleichzeitig fügten sich neuere Titel wie „Ghosts Again“ oder „Wagging Tongue“ nahtlos in das musikalische Gesamtbild ein.
Besonders beeindruckend war, wie der Film zwischen Intimität und Größe wechselte: Nahaufnahmen von Dave Gahan in fast sakraler Mimik, dann wieder das Lichtermeer des Foro Sol mit 60.000 Menschen, die jede Zeile mitsangen.
Ein Film wie ein Ritual
Depeche Mode: M ist kein gewöhnlicher Konzertfilm – er ist fast ein Ritual. Er spiegelt den Übergang zwischen Leben und Erinnerung, Bühne und Ewigkeit. Der Film erinnert daran, dass Depeche Mode immer mehr war als eine Band: ein kollektives Lebensgefühl, das Generationen geprägt hat.
Besonders bewegend sind die ruhigen Momente, in denen Martin Gore mit Gitarre allein im Licht steht oder die Kamera über Bilder von Kerzen und Symbolen der mexikanischen Dias de los Muertos gleitet. Man spürt: M will nicht nur unterhalten, sondern eine Brücke schlagen zwischen dem Hier und dem Danach – musikalisch wie menschlich.
Hintergründe und Veröffentlichung
Nach der Premiere beim Tribeca Film Festival im Sommer 2025 lief der Film weltweit in ausgewählten Kinos – meist nur für wenige Tage. In Deutschland übernahmen Häuser wie das Savoy die Event-Screenings. Die Veröffentlichung erfolgte in Zusammenarbeit mit Trafalgar Releasing, die bereits frühere Musikfilme von Depeche Mode betreut hatten.
Eine physische Veröffentlichung wurde für Ende des Jahres angekündigt: Eine umfangreiche Box mit Blu-ray, CD und Vinyl ist geplant – inklusive der vollständigen „Memento Mori: Mexico City“-Show und zusätzlichem Filmmaterial.
Fazit: Der Abend im Savoy war mehr als nur ein Kinobesuch – er war eine emotionale Zeitreise. Viele der Besucher gingen sichtbar bewegt hinaus, leise summend oder diskutierend, fast so, als wären sie gerade aus einem echten Konzert gekommen. Depeche Mode: M ist ein Film, den man nicht nur sieht, sondern fühlt. Für Fans ist er ein würdiges Kapitel im Erbe einer Band, die über Jahrzehnte hinweg ein Lebensgefühl geprägt hat – und für viele an diesem Abend ein Stück Jugend zurückbrachte. Ein Abend, der nachklang – leise, eindringlich und voller Klangfarben von Schwarz, Licht und Erinnerung.
Tipp
Das Savoy Filmtheater Hamburg ist regelmäßig Gastgeber für internationale Film-Events, Musikfilme und O-Ton-Vorführungen. Wer solche besonderen Kinoabende liebt, sollte das Programm des Hauses im Blick behalten: http://www.savoy-filmtheater.de









