Im Dezember 2025 haben wir gemeinsam das Ernst Barlach Museum Wedel besucht. Anlass war die Sonderausstellung „This Is It“, die sich der Geschichte und dem Vermächtnis von Michael Jackson widmet. Schon der Rahmen macht diese Ausstellung besonders: Ein Museum, das vor allem für klassische Bildhauerei und Moderne steht, öffnet sich bewusst der Pop- und Mediengeschichte – und schafft damit einen spannenden Perspektivwechsel.
Ein ruhiger Ort für ein großes Thema
Das Museum in Wedel bietet mit seiner klaren Architektur und der bewusst reduzierten Atmosphäre einen starken Kontrast zur oft lauten, überbordenden Popkultur. Gerade das erweist sich als großer Gewinn. Statt greller Effekte oder reiner Faninszenierung lädt die Ausstellung dazu ein, Michael Jackson mit Distanz und Konzentration zu betrachten – als Künstler, als globale Projektionsfläche und als Teil einer komplexen Mediengeschichte.
Inhalt und Ansatz der Ausstellung
Die Ausstellung nähert sich Michael Jackson nicht einseitig, sondern vielschichtig. Sie beleuchtet seine außergewöhnliche künstlerische Leistung ebenso wie die Mechanismen des weltweiten Starkults. Fotografien, Texte und mediale Bezüge ordnen sein Werk in größere kulturelle Zusammenhänge ein: Pop als Massenphänomen, als Identitätsangebot, aber auch als System mit enormem Erwartungsdruck.
Dabei wird bewusst auf einfache Urteile verzichtet. Stattdessen entsteht ein Spannungsfeld zwischen musikalischem Genie, Perfektionismus, öffentlicher Verehrung und persönlicher Zerbrechlichkeit – ein Spannungsfeld, das bis heute nachwirkt.
„This Is It“ – das geplante Comeback als Vermächtnis
Zentrales Bezugselement der Ausstellung ist der Film Michael Jackson’s This Is It. Er dokumentiert die Proben zu der geplanten Comeback-Tournee in der Londoner O2 Arena, deren Premiere für Juli 2009 vorgesehen war. Der frühe Tod Michael Jacksons wenige Wochen zuvor verleiht diesen Aufnahmen eine besondere Intensität.
Die Proben zeigen einen Künstler, der bis ins Detail arbeitet, musikalisch wie choreografisch höchste Ansprüche an sich selbst stellt und zugleich von einer enormen inneren Spannung geprägt ist. In der Ausstellung wird dieser Film nicht als Spektakel verstanden, sondern als Schlüssel zum Verständnis von Jacksons Arbeitsweise und seinem künstlerischen Selbstbild.
Persönliche Eindrücke
Der Rundgang wirkte weniger wie eine klassische Biografie, sondern eher wie eine kommentierte Zeitreise durch Musik-, Medien- und Kulturgeschichte. Besonders eindrücklich war die Gleichzeitigkeit von Größe und Fragilität: Die Innovationskraft, mit der Michael Jackson Popmusik, Tanz und Bildsprache geprägt hat, steht direkt neben der Frage nach den Kosten eines Lebens im permanenten Rampenlicht.
Gerade diese Offenheit macht die Ausstellung stark. Sie lässt Raum für eigene Gedanken, Erinnerungen und Bewertungen – ohne belehrend zu sein.
Das Ernst Barlach Museum als Ausstellungsort
Dass diese Ausstellung ausgerechnet im Ernst Barlach Museum gezeigt wird, unterstreicht ihren Anspruch. Das Haus, bekannt für die Auseinandersetzung mit Ernst Barlachs Werk und existenziellen Themen wie Menschlichkeit, Leid und Verantwortung, schlägt hier eine Brücke zwischen klassischer Kunst und moderner Popkultur. Dadurch wird deutlich: Auch Popgeschichte ist Teil unserer kulturellen Erinnerung.
Fazit: Der Besuch der Ausstellung „This Is It“ im Dezember 2025 war weit mehr als ein nostalgischer Rückblick auf einen Weltstar. Es war eine ruhige, intensive und zugleich nachdenkliche Auseinandersetzung mit Popkultur, medialer Projektion und künstlerischem Anspruch. In der zurückhaltenden Atmosphäre des Museums entfaltete sich eine besondere Wirkung – leise, aber nachhaltig.











